Unter Open Access versteht man den Zugang zu Glasfasernetzen für TK-Unternehmen, die über die angemieteten Netzkapazitäten eigene Produkte verbreiten können. Neben den Produkten des Netzbetreibers kann der angeschlossene Kunde dann auch unter denen des Drittanbieters auswählen. Der wiederum profitiert von der neuen Reichweite, die sich der Netzbetreiber bezahlen lässt – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Das hat sich auch Westconnect gedacht. Das Tochterunternehmen des Energiekonzerns E.ON hat die Plusnet als neuen Open-Access-Partner gewonnen. Plusnet erhält durch die Vereinbarung Zugriff auf rund eine Million Haushalte in 300 Kommunen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Ab dem zweiten Quartal 2025 will Plusnet mittelständischen und kleinen Unternehmen auf dem Westconnect-Glasfasernetz eigene Produkte anbieten. Später sollen dann auch die Wholesale-Partner von Plusnet ihre Produkte über die Infrastruktur von Westconnect vermarkten. Unter Wholesale versteht man ebenfalls die Netzöffnung für Dritte.
Eine weitere Open-Access-Vereinbarung hat Wesconnect mit dem regionalen Netzbetreiber HeLi Net unterzeichnet. HeLi Net ist vor allem im östlichen Ruhrgebiet und westfälischem Münsterland aktiv. Hier baut auch Westconnect Glasfasernetze. Die Vereinbarung sieht vor, dass beide Unternehmen die Netze des jeweils anderen mitnutzen können. Darüber hinaus werden die angeschlossenen Haushalte auch unter den Produkten von 1&1 auswählen können. In einem ersten Schritt werden etwa 65.000 Haushalte in den Städten Hamm, Bönen und Ahlen von der Kooperation zwischen Westconnect und HeLi Net profitieren.
UGG und GVG kooperieren in der Gigabit-Region Stuttgart
Auch in der Gigabit-Region Stuttgart wird kräftig am Glasfaserausbau gearbeitet – und auch hier unter Zuhilfenahme von Kooperationen. Gigabit-Region Stuttgart ist zwar der Marketingname der Deutschen Telekom für ihren Ausbau in Stuttgart sowie den fünf umliegenden Landkreisen, doch die Bonner sind nicht die einzigen, die hier Glasfasernetz errichten. Unsere Grüne Glasfaser (UGG) und GVG Glasfaser werden sechs Kommunen in den Landkreisen Ludwigsburg und Rems-Murr mit Glasfaser versorgen. Dafür haben beide Unternehmen eine Vereinbarung unterschrieben. Die Kommunen Erdmannhausen, Freudental, Löchgau, Plüderhausen, Rielingshausen und Urbach zählen zum Vermarktungsgebiet der GVG, das ursprünglich von der Deutschen Giga Access (DGA) ausgebaut und von der GVG betrieben werden sollte. Die GVG soll nach dem Rückzug der DGA das Netz der UGG nutzen. Ab dem Frühjahr 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen. Die bestehenden Kundenverträge mit der GVG bleiben gültig.
Abgesehen von Kooperationen zwischen Netzbetreibern suchen TK-Unternehmen auch Vereinbarungen etwa mit Stadtwerken und Energieversorgern. So hat die Telekom zum Beispiel in der Gigabit-Region Stuttgart die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen und Sindelfingen als Partner gewonnen. Außerdem kooperieren auch die Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) und die Energie Südbayern (ESB) mit den Bonnern. Die ESB baut derzeit in den Landkreisen Landshut, Rottal-Inn und Mühldorf am Inn Glasfasernetze. Bislang wurden 4600 Haushalte erschlossen. Für den Zugang der Telekom zum ESB-Netz werden unter anderem 11 Übergabepunkte für die Netzkopplung aufgebaut. Neben den Produkten der Telekom wird auch die Münchener Stadtwerketochter M-net ihre Produkte über das ESB-Netz anbieten. Gleiches Spiel bei der AÜW, auf deren Netz ebenfalls die Telekom und M-net aktiv werden wollen. Bis 2030 schließen die AÜW rund 2900 Haushalte an ihr Glasfasernetz an.
Im Allgäu kann der Glasfaserausbau durchaus herausfordernd sein. "Die Wetterbedingungen spielen hier eine maßgebende Rolle", sagte Martin Größ, Leiter Produktion Technische Infrastruktur Augsburg Telekom, anlässlich der Kooperation mit 11 Gemeinden im Westallgäu. "Über Monate ist aufgrund von Schnee und Kälte ein Ausbau nicht möglich." Die Telekom will die insgesamt 250 Ortsteile innerhalb von 36 Monaten mit Glasfaser erschließen. Baubeginn soll im kommenden Frühjahr sein.
"Ambitioniert" nennt Größ den Zeitplan, auch wenn die Telekom die Glasfaser nach dem FTTC-Ausbau "nur" noch von Verteilerkasten bis zu den Häusern verlegen muss. Dafür sind aber immer noch 904 Kilometer Glasfaser notwendig. Neun Kilometer werden sogar oberirdisch überbrückt.
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