Innerhalb von zwei Jahren habe sich die Zahl der Haushalte mit einem bereits verlegten Glasfaseranschluss verdoppelt – von 17,4 auf 35,2 Prozent. Jetzt sollen zeitnah – eine genauere Angabe nennt das Wirtschaftsministerium nicht – zwei Drittel der NRW-Haushalte versorgt werden.
In OWL gibt es viele Kommunen, die bereits über dem NRW-Schnitt liegen und deutlich weiter sind. Spitzenreiter ist hier laut dem Kompetenzzentrum Gigabit.NRW der Kreis Paderborn. Hier hätten bereits 53,3 Prozent der Haushalte einen Glasfaseranschluss. Entgegen den Klischees sind die ländlicheren Regionen bei dem Glasfaserausbau nicht das Schlusslicht. Stattdessen mit 14,6 Prozent die Stadt Bielefeld.
Der Ausbau in NRW entspräche einem „Rekordzuwachs“ und sei „auf sehr hohem Niveau“, erklärt das Wirtschaftsministerium. Doch ist das wirklich so? Erst im Februar veröffentlichte das Team der ARD-Sendung „Report Mainz“ eine Recherche zu ausgebeuteten Arbeitern im Glasfaserausbau. Dabei war auch ein Standort im Kreis Herford betroffen.
In Hiddenhausen berichteten Mitarbeiter von falschen Gehaltsversprechen, Ausbeutung, mangelnder Versorgung sowie Gewalt. Und dies sind keine Einzelfälle. Einen Monat später fanden Beamte der Finanzkontrolle auf einer Glasfaserbaustelle in Rödinghausen und Enger Arbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung.
Die Verbraucherzentrale hält den bisherigen Ausbau nicht für außergewöhnlich fortschrittlich. Im Gegenteil: Bisher verliefe der Breitbandausbau in Deutschland eher schleppend, heißt es in einer Mitteilung.
Der Ausbau erfolge vor allem unterschiedlich schnell: „Vereinzelt kommt es zu der Situation, dass sich Anbieter zurückziehen, weil eine gewisse Ausbauquote in der Region nicht erreicht wird“, sagt Burak Tergek, Referent für Telekommunikationsrecht bei der Verbraucherzentrale NRW. Bereits geschlossene Verträge würden dann storniert oder auf Eis gelegt, bis die Quote erreicht werde.
Da der Ausbau nicht zentral erfolge, sondern größtenteils vom Markt geregelt werde, zeigt sich an manchen Orten ein Ausbau-Kampf unterschiedlicher Anbieter, der häufig mit Vertretern an den Haustüren der Verbraucher ausgetragen wird. „Teilweise nutzen die Vertreter dabei auch unlautere Methoden und behaupten zum Beispiel, dass der bisherige Internetanschluss abgeschaltet wird und unbedingt ein Glasfaservertrag geschlossen werden müsse“, sagt Tergek.
Der Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmen ist groß. Es gebe fast 50 verschiedene Netzbetreiber und Telekommunikationsanbieter von Glasfaser, die sehr unterschiedliche Tarife anbieten würden. Deshalb ist Vorsicht geboten: Denjenigen, die einen Glasfaseranschluss nutzen möchten, empfiehlt die Verbraucherzentrale, sich im Vorfeld ihr eigenes Nutzungsverhalten bewusst zu machen. Denn der Preis legt sich unter anderem durch die gebuchte Bandbreite fest.
Ein zwei Personenhaushalt, der das Internet nur gelegentlich nutzt, komme auch mit einer Bandbreite von 100 Megabyte pro Sekunde aus. Downloadgeschwindigkeiten von 500 Megabyte oder einem Gigabyte die Sekunde sind eher für größere Unternehmen relevant. Im Zweifelsfalle sollten Verbraucher eher auf eine etwas niedrigere Bandbreite zurückgreifen, weil eine Höherstufung meist nachträglich möglich ist.
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