Am Freitag hat der Glasfaser-Ausbau in der Stadtmitte offiziell begonnen. Westconnect unterscheidet sich vom Mitbewerber Deutsche Glasfaser, der ebenfalls im Stadtgebiet aktiv ist. Wie die Eon-Tochter vorgehen will.
Für den Termin hat Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen gerne seinen Urlaub unterbrochen, sogar mit offizieller Genehmigung seiner Gattin. Denn er ist fest davon überzeugt, dass der Glasfaserausbau einen entscheidenden Teil dazu beiträgt, die Schlossstadt zukunftsfähig zu machen. „In einigen Jahren werden wir einen Boom dieser Technik erleben, dann sind Kupferkabel nicht mehr tragfähig“, sagte Krützen, als er sich am Freitagmorgen mit Vertretern der Eon-Tochter Westconnect, des Tiefbau-Dienstleisters Infra-Bau und Kollegen der Stadtverwaltung anlässlich des offiziellen Glasfaser-Ausbaustarts an der Kita-Baustelle in Bahnhofsnähe (Merkatorstraße) traf.
Im Herbst des vergangenen Jahres trat in Gestalt von Westconnect ein zweites Unternehmen an, um Grevenbroich mit Internetanschlüssen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Nur wenige Wochen später wurde eine Kooperationsvereinbarung über den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes mit Geschwindigkeiten von bis 1000 Megabit pro Sekunde mit der Stadt getroffen. Zuvor war die Deutsche Glasfaser (DG) der Platzhirsch gewesen, hatte ab 2013 in einer ersten Stufe zunächst die nördlichen Stadtteile (unter anderem Kapellen) ausgebaut. Für den Rest von Grevenbroich befindet sich die DG aktuell in der sogenannten Nachfragebündelung, wobei es darum geht, möglichst viele Menschen für einen Anschluss zu gewinnen. Mindestens 33 Prozent Interessenten-Quote sind laut dem Unternehmen nötig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Weil diese Quote Ende vorigen Jahres nur knapp zur Hälfte erreicht war, hatte die DG die Frist noch mal bis in den März verlängert.
Im Unterschied dazu verfolgt Konkurrent Westconnect eine andere Strategie. In der Vereinbarung mit der Stadt hat er zugesichert, den Ausbau für insgesamt 28.000 Haushalte und Betriebe anzugehen, unabhängig davon, wie viele Menschen sich anschließen lassen wollen. „Dazu stehen wir ohne Wenn und Aber. Denn wir sind überzeugt davon, dass der Hunger nach schnellen Internetverbindungen wachsen wird. Gerade die jüngere Generation guckt kaum noch lineares Fernsehen, sondern streamt Serien und spielt Computerspiele übers Internet“, sagte Daniel Böttcher, Regionalmanager von Westconnect. Konkrete Zahlen will er zwar nicht nennen, doch nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten kräftig die Werbetrommel gerührt wurde, ist sein Unternehmen zufrieden mit der bisherigen Anzahl an Interessenten.
Die Quoten bei den Grundstücks-Eigentümer-Erklärungen, die zwingende Voraussetzung für einen Hausanschuss sind, seien sehr gut. Doch unabhängig davon bezieht Westconnect im Gegensatz zur DG seine positiven Prognosen in die Gesamtkalkulation mit ein. Mit Blick auf die nähere Zukunft erklärte Böttcher: „Wenn die Bagger erst einmal rollen, werden sich sicher noch mehr Menschen dafür entscheiden.“
Rollen werden die Bagger des Partner-Unternehmens Infra-Bau ab Montag zunächst im Stadtzentrum, wo Westconnect ebenso wie im Raum „Grevenbroich-West“, Frimmersdorf, Gustorf und Gindorf sowie Neuenhausen schon länger die Vermarktung der Anschlüsse vorangetrieben hatte. Wobei darauf hingewiesen wird, dass Haushalte und Betriebe im Bereich des ersten Ausbauabschnitts für kurze Zeit noch die Chance haben, sich die Glasfaser-Zukunft kostenfrei zu sichern und damit die normalerweise fälligen Ausbaukosten von 1500 Euro zu sparen. Bewohner des Stadtteils Wevelinghoven haben dafür noch länger Zeit, denn dort beginnt die Vermarktung erst am 1. April und läuft bis zum 30. Juni.
Ein weiterer Unterschied zur DG ist, dass Westconnect sich offensiv als Open-Access-Anbieter positioniert. Das bedeutet, wer sich einen Anschluss von der Eon-Tochter ins Haus legen lässt, kann sich einen passenden Internet-Vertrag dazu buchen und damit 400 Euro Anschlussgebühren sparen, er muss es aber nicht tun. Das Netz wird bewusst offen für Konkurrenten gehalten, die sich theoretisch dort einkaufen können. So haben die Kunden die Wahl, für welches Produkt sie sich entscheiden. Laut Daniel Böttcher ist zum Beispiel 1&1 schon mit an Bord. Auch die DG hatte bereits erklärt, sich zu öffnen.
Mit diesem Vorgehen könnte verhindert werden, dass die Straßen in Grevenbroich gleich mehrfach aufgerissen werden, um die Kabel für das schnelle Internet zu verlegen. „Volkswirtschaftlich würde das keinen Sinn ergeben, aber möglich wäre das natürlich“, erklärte Tino Schade aus der Marketingabteilung von Westconnect. Deswegen hätte sein Kollege Daniel Böttcher auch kein Problem damit, wenn der direkte Mitbewerber aus Grevenbroich sich in das Westconnect-Glasfasernetz einklinken würde: „Auch die Deutsche Glasfaser kann gern mitmachen. Denn wir wollen eine möglichst hohe Auslastung, wir streben 85 bis 90 Prozent an.“
Doch das ist Zukunftsmusik, ab Montag sollen zunächst die ersten Hausanschlüsse im Zentrum von Grevenbroich gelegt werden. Ziel ist, das bis Mitte 2025 erledigt zu haben.
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