Wie das Fachmagazin Cable!vision Europe berichtet, müssen 110 von 450 Mitarbeitern bis Ende April 2024 bei der GVG ihren Arbeitsplatz räumen. Als Ursachen für diese betriebsbedingten Kündigungen nennt die GVG das veränderte wirtschaftliche Umfeld: Auf der einen Seite sind die Kosten für den Netzbau gestiegen, auf der anderen die Zinsen, was die Finanzierung der Baukosten unter Druck setzt. Als Folge konzentriert sich die GVG zunächst auf die Fertigstellung bereits laufender Ausbauprojekte. Die Vermarktung neuer Glasfasernetze werde laut Cable!vision Europe ausgesetzt. Mitte Januar 2024 wurde berichtet, dass auch die Deutsche Glasfaser aus Kostengründen 100 von insgesamt rund 2000 Arbeitsplätzen abbaut.
Der GVG-Partner Deutsche Giga Access (DGA) trennt sich zwar nicht von Mitarbeitern, dafür aber von Glasfasernetzen. Die Westconnect kauft der DGA ihre Netze in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen ab – in den Bundesländern, in denen die EON-Tochter selbst aktiv ist. Zum Preis wurde auch hier nichts genannt. Konkret geht es um die Netze in Emmelshausen, Geseke, Haren und Warstein sowie in den Verbandsgemeinden Langenlonsheim und Sprendlingen-Gensingen. Die Gesamtlänge der Glasfasernetze beträgt rund 250 Kilometer. An sie sind über 20.000 Wohneinheiten angeschlossen. Für sie entsteht durch die Übernahme jedoch kein Handlungsbedarf. Bereits zuvor wurden die Kunden auch mit den Westconnect-Produkten der Marke E.ON Highspeed versorgt.
Vor rund einem Jahr strichen mit helloFiber und Glasfaser Direkt zwei Netzbetreiber die Segel und auch damals wurde über eine Marktkonsolidierung spekuliert. Allerdings blieb sie bislang aus. Die Investoren rechneten damals nicht mit einer Pleitewelle. Derweil vergrößert Westconnect die Netzabdeckung auch organisch. In einer Absichtserklärung hat sich die EON-Tochter bereiterklärt, in Wuppertal 160.000 Wohneinheiten mit Glasfaser zu versorgen. Die Vermarktung soll am 1. April 2024 starten.
Glasfaser Nordwest und Telekom erweitern Abdeckung
Auch andere Netzbetreiber arbeiten an der Ausweitung ihrer Netzabdeckung. In der Gemeinde Südbrookmerland will Glasfaser Nordwest ein FTTH-Netz für 4500 Haushalte errichten. Ebenso soll ein Netz in gleicher Größe in Porta Westfalica entstehen. Die Vermarktung läuft bereits seit dem 1. Februar 2024. Seit einem Jahr ist das Joint Venture der Deutschen Telekom und EWE in Lage aktiv. Zu den Ausbaugebieten in Lage Nord (4400 Haushalte) und Lage Süd (3200 Haushalte) kommt nun auch Lage Mitte mit weiteren 3200 Haushalten hinzu. Ab Mai 2024 soll die Vermarktung beginnen. "Mit 1" haben wir in Lage, neben den Vermarktungspartnern EWE und Telekom, schon bald einen weiteren flächendeckenden Anbieter auf unserem Netz", sagt Carsten Höfinghoff, Projektmanager Kommunales und Politik bei Glasfaser Nordwest.
Die Telekom selbst verkündete in den vergangenen Wochen ebenfalls weitere Glasfaserprojekte. Auf Rügen gibt es sogar ein Novum. Die Kooperation zwischen Telekom und der Kabel + Sat Bergen über das mit Fördermitteln errichtete FTTH-Glasfasernetz des Zweckverbands Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen (ZWAR) ist die erste Zusammenarbeit der Telekom mit einem Netzpächter, die auf einem geförderten FTTH-Netz eines Zweckverbandes aufsetzt. Das Netz soll rund 11.000 Haushalte mit Highspeed-Internet versorgen. Außerdem kündigte die Telekom an, in Berlin über 17.500 Glasfaseranschlüsse bauen zu wollen. Konkret geht es um die Bezirke Mitte (6400 Haushalte), Weißensee (5645 Haushalte) und Friedrichshagen (5500 Haushalte).
NetCom BW wird in der Gigabit-Region der Telekom aktiv
Auch die Telekom-Wettbewerber schlafen nicht, selbst in Gebieten, in denen die Bonner stark vertreten sind. Die EnBW-Tochter NetCom BW will zusammen mit der OEW Breitband GmbH und der Komm.Pakt.Net über 8000 Glasfaseranschlüsse im Landkreis Reutlingen erschaffen. Der Kreis gehört zur Gigabit-Region Stuttgart, für die die Telekom Glasfasernetze baut. Konkret geht es um die Gemeinden Eningen unter Achalm, Pliezhausen, Wannweil, Dettingen an der Erms, Grabenstetten, Hülben und St. Johann sowie um die Städte Bad Urach und Pfullingen. Auch Greenfiber arbeitet in Wülfrath mit einem Partner. Zusammen mit den hiesigen Stadtwerken hat der Netzbetreiber nun die ersten 200 Kunden aktiv geschaltet. Insgesamt sollen noch weitere 2200 Haushalte angeschlossen werden. Dafür ist bereits ein Viertel der Trasse verlegt und ein Drittel der Hausanschlüsse realisiert worden.
Von den Netzanschlüssen ist Goetel in Neu-Eichenberg noch etwas entfernt. Hier sollen im März 2024 die Bagger der Tiefbaufirma Coof anrollen. "Wir werden in ganz Neu-Eichenberg ein flächendeckendes Glasfasernetz bauen", erklärt Goetel-Regionalleiter Kommunalvertrieb Elmar Drefs. In Ehlen beginnt der Netzbetreiber mit der Bauplanung und in Bad Sooden-Allendorf konnte Goetel im Stadtteil Hilgershausen die notwendige Teilnehmerquote von 40 Prozent erreichen, um mit dem Glasfaserausbau beginnen zu können. In den übrigen acht Stadtteilen und in der Kernstadt wirbt Goetel noch um weitere Anträge.
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