Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht derzeit kein finanzielles Problem bei der Glasfaserausbauförderung durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts: "Die bewilligten Gelder fließen ja nicht ab." Er kündigte an, dass mit dem geplanten Netzausbaubeschleunigungsgesetz 2024 das "überragende öffentliche Interesse" festgeschrieben werden und das Gigabitgrundbuch weniger Daten enthalten solle. Mit den Fortschritten beim Glasfaserausbau sei er zufrieden, meinte der Minister.
Doch das könnte sich ändern. Schon in der aktuellen Marktanalyse des Breko zeichnet sich ab, dass der Trend endet, in Gebieten zwar Glasfaser zu verlegen, dabei aber nicht auf viele Anschlüsse zu zielen. "Auf der einen Seite will man unfassbar schnell sein und will natürlich auch sagen: Das hier ist mein Claim – Schnelligkeit ist Key", sagte Jens Böcker, der die Studie durchführte. 17,3 Millionen Wohnungs-, Gewerbe- und Behördeneinheiten seien so auf dem Papier als Homes Passed erschlossen, 8,9 Millionen Einheiten hätten einen Hausanschluss. 4,4 Millionen Anschlüsse nutzten aktive Glasfaser.
"Take-up ist noch verbesserungsfähig"
Einer der Akteure mit niedriger Take-Up-Rate ist dabei die Telekom. Die erklärt ihr Verhältnis laut einer Sprecherin mit einem anderen Geschäftsmodell: "Unsere Wettbewerber bauen erst nach Vorvermarkung, wo Quoten von 30 bis 40 Prozent erzielt werden. Wir sehen den Glasfaserausbau als langfristige Investition und bauen daher in den meisten Fällen ohne eine entsprechende Quote aus."
Das Verhältnis von Einheiten zu Anschlüssen werde künftig noch stärker schwanken, erwartet der Breko. Denn mit einem Schwerpunkt auf Anschlüsse und weg vom "Handtuchwerfen" würde im ersten Schritt die Zahl der Hausanschlüsse zeigen – was aber gerade bei Mehrfamilienhäusern noch nicht bedeute, dass potenzielle Nutzer auch die Glasfaser buchen würde. Hier könne Politik etwa mit einem Gutscheinsystem Anreize setzen. "Der Take-Up ist noch verbesserungsfähig", konstatierte auch Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller.
Vor 2024 passiert erst einmal nichts
Viel wird derzeit spekuliert, ob sich die Glasfaserinvestments für Großanleger noch lohnen. Dass der Strategiewechsel damit zusammenhängt, bestätigte Jens Prautzsch, Geschäftsführer von "Unsere Grüne Glasfaser" in Ismaning: Seine Firma ziele nun darauf, möglichst schnell möglichst viele Kunden anzuschließen und die Auslastung zu erhöhen. Das gehe zwar zu Lasten der Ausbaugeschwindigkeit, würde Banken und Investoren aber die Rentabilität des Geschäftsmodells signalisieren.
Was Glasfaser-Investoren noch mehr freuen würde: Ein klarer Fahrplan zur Abschaltung des Kupfernetzes. Das bliebe zwar Ziel, bestätigte Müller, er wollte aber keine konkreteren Schritte nennen. "Es gilt, was auf dem Platz ist: Am Ende werden wir daran gemessen, ob wir den Weg von Kupfer zu Glas ermöglichen." Und auch in der Debatte über den sogenannten Überbau blieben Minister Wissing und Bundesnetzagenturpräsident Müller vage: Erst einmal seien die Ergebnisse der eingerichteten Monitoringstelle abzuwarten. Vor 2024 passiert also nichts.
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