Der kanadische Finanzinvestor Brookfield will nach Aussage von Europachef Sikander Rashid in den kommenden Jahren Milliarden in den deutschen Markt investieren. „Drei Trends stehen für uns im Fokus: Digitalisierung, Deglobalisierung und Dekarbonisierung“, sagte Rashid im Handelsblatt-Interview anlässlich der Eröffnung einer Niederlassung in Deutschland.
Im vergangenen Jahr hatte Brookfield einen Anteil von gut einem Viertel an der Deutschen Funkturm erworben, dem Mobilfunkmasten-Betreiber der Deutschen Telekom, der bei dem Deal mit 17,5 Milliarden Euro bewertet wurde. Daneben ist der Investor unter anderem an der Immobilienfirma Alstria und dem Verpackungshersteller Schoeller-Allibert beteiligt.
Weitere Investitionen in den Telekommunikationssektor sollen nun folgen. „Deutschland benötigt in den kommenden Jahren 70 Milliarden Euro an Kapital, um den Anteil der Glasfaseranschlüsse von heute 30 Prozent auf 90 Prozent der Haushalte zu erhöhen. Brookfield kann Firmen mit Kapital und Expertise bei diesen Investitionen unterstützen“, sagte Sikander. „Bisher haben wir in diesem Feld in Deutschland noch nicht investiert, weil der Wettbewerb sehr groß war. Aber im derzeitigen Marktumfeld, in dem manche Anbieter an ihre Grenzen kommen, könnten sich interessante Gelegenheiten ergeben.“
In der Branche ist die Euphorie der vergangenen Jahre einer deutlich vorsichtigeren Einschätzung gewichen. Die erhofften Ausbauziele und Renditen werden sich für viele kleinere Anbieter wohl nicht erreichen lassen, sagen Branchenexperten. Einige ausländische Investoren erwägen bereits, den deutschen Markt wieder zu verlassen.
Für Brookfield ist allerdings klar, dass die zunehmende Digitalisierung des Alltags den Bedarf an Glasfaseranschlüssen, Mobilfunkmasten und Rechenzentren – hier hat Brookfield bereits ebenfalls Investments in Deutschland – weiter erhöhen wird. „Der Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz führt zu viel höheren Anforderungen in Sachen Breitband, das wird die Nachfrage nach Glasfaser und Rechenzentren treiben. Wir wollen Deutschland beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur helfen.“
Europas größte Volkswirtschaft werde aufgrund seiner industriellen Stärke von der derzeitigen Deglobalisierung wesentlich beeinflusst. Milliarden an Investitionen seien notwendig, um die in den vergangenen Jahrzehnten in andere Länder verlagerte kritische Produktion zurück nach Deutschland zu holen.
Brookfield will Thermondo und Homeserve weiterentwickeln
Zwei Beispiele seien die in Deutschland geplanten Fabriken für Mikrochips und Batterien. „Wir haben Erfahrung mit solchen Investitionen. Wir stellen zum Beispiel Kapital für eine 30 Milliarden Dollar schwere neue Intel-Fertigungsstätte in Arizona bereit. So etwas könnten wir in Deutschland replizieren.“
Für die ambitionierten Dekarbonisierungspläne Deutschlands will Brookfield ebenfalls Kapital zur Verfügung stellen. „Viele Milliarden werden nötig sein, um die Klimaziele sowohl für die angebots- als auch für die nachfrageseitige Dekarbonisierung zu erreichen“, sagte Sikander. Zum einen ist Brookfield ein großer Investor in erneuerbare Energien und hält Firmen wie Solarparkentwickler Sunovis oder CEE, einen Fondsmanager mit zwei Milliarden an Investments in Wind- und Solaranlagen in Europa.
Zum anderen hätten viele Hauseigentümer nicht das notwendige Kapital für die erforderlichen Investitionen in Wärmepumpe oder Solarpanel fürs Hausdach. „Brookfield hat mit Thermondo und Homeserve zwei Firmen im Portfolio, die Privatkunden bei Bau und Finanzierung solcher Projekte unterstützen. Wir planen, diesen Firmen reichlich weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen und sie zu Multimilliardenunternehmen weiterzuentwickeln.“
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