Ausgangslage:
Bis Ende 2020 bestand kein Interesse seitens der Telekommunikationsbranche, in Rösrath den Breitbandausbau eigenwirtschaftlich anzugehen. Die Versorgungslage war insbesondere in den Randlagen der Stadtteilzentren und in den Ortslagen unbefriedigend. Erst zeitgleich mit der Pandemie meldeten sich plötzlich mehrere Telekommunikationsunternehmen (TKU) mit dem Angebot, einen flächendeckenden Ausbau zu versuchen.
Insgesamt fünf eigenwirtschaftliche und zwei geförderte Projekte aufgeteilt auf vier Stadtteile und mehrere Ortslagen ermöglichen nun eine nahezu 100%ige Breitbandversorgung Rösraths bis Ende 2025. Die Wahl der jeweiligen Ausbaugebiete durch die einzelnen TKU erfolgte entsprechend der eigenwirtschaftlichen Präferenzen der TKU. Die Stadt wirkte hierbei moderierend mit. Insbesondere novanetz und Deutsche Glasfaser waren aktiv bestrebt, keine Projektüberschneidungen zu verursachen oder bereits Gigabit-fähige Anschlüsse zu überbauen.
Ergebnisse:
Im geregelten Ausbau (= keine Überschneidung mit Projekten anderer TKU) befinden sich zwei Förderprojekte mit insgesamt drei Einzelprojekten. Daneben bauen mit novanetz in Kleineichen und Forsbach, Deutsche Glasfaser in Hoffnungsthal und Oberlüghausen und Glasfaser Plus in Rösrath-Mitte drei TKU eigenwirtschaftlich die vier Rösrather Stadtteile flächendeckend aus.
Herausforderungen:
Im südlichen Teil Hoffnungsthals entsteht ein Überbau durch Glasfaser Plus in einem von Rösrath-Mitte unabhängigen Projekt. Die Stadt Rösrath hat Glasfaser Plus nachdrücklich darauf hingewiesen, dass dort bereits ein flächendeckender Ausbau durch Deutsche Glasfaser erfolgt. Eine Einigung zwischen Glasfaser Plus und Deutsche Glasfaser, die den Überbau von knapp 700 Adressen vermieden hätte, konnte nicht erzielt werden. Die beauftragten Baufirmen konnten nach anfänglichen Schwierigkeiten jedoch untereinander eine Einigung erzielen und werden - begleitet durch die Stadtverwaltung - im Ausbau „aneinander vorbei“ gelotst, um einen Baustillstand zu vermeiden. Der daraus resultierende Mehraufwand bei der Nachverfolgung der Fertigstellungen für den Straßenbaulastträger ist jedoch erheblich. Dieses Verfahren ist daher für alle Beteiligten sehr umständlich und somit nur bedingt empfehlenswert.
Zuvor gab es bereits große Schwierigkeiten, die Projekte von novanetz und Deutsche Glasfaser erfolgreich einzuläuten. Beide TKU gingen ursprünglich von einer Vorvermarktungsquote von 40 % aus, mussten diese Erwartungen allerdings im Laufe der Vermarktungsphase deutlich senken.
Erst mit Aufnahme der Bautätigkeit stiegen die Zahlen der gebuchten Hausanschlüsse in die Nähe der zuvor geplanten 40 %.
Erfolgsfaktoren:
Einen wesentlichen Faktor beim Gelingen des Ausbaus in Rösrath stellt die strategische Planungsabstimmung mit den jeweils beteiligten Akteuren dar (Ausnahme: Überbau in Hoffnungsthal).
Auf der Projekt- und Bauleiterebene wird auf regelmäßigen Austausch und eine kurzfristige Lösung von Problemen Wert gelegt.
Dies resultiert in dem bis spätestens Ende 2025 erwarteten Flächenausbau und der Versorgung von über 99,9 % der Haushalte mit Glasfaser oder als Homes passed. Die Zahl der nicht zu versorgenden Grundstücke in Rösrath konnte zudem von anfangs etwa 50 auf aktuell ca. 20 mehr als halbiert werden.